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Das Pfarrhaus

Ab ... wurde das Pfarrhaus von der Gemeinde und den Burgern erworben. Seit ..... befindet sich die Gemeindeverwaltung in diesem Gebäude.  

DAS PFARRHAUS VON DIESSBACH BEI BÜREN UND SEINE GESCHICHTE

Da nun das Pfarrhaus in Diessbach seinen Besitzesstand geändert hat, mag es von allgemeinem Interesse sein, einen Blick in dessen Vergangenheit zu werfen.

Seit dem Jahre 1244 sind die Pfarrherren, damals noch Leutpriester genannt, von Diessbach bekannt. Als erster reformierter Pfarrer amtete ab 1528 Benedikt Tschamperlin hier als Ortspfarrer. 1548 wurde er abgelöst von Gerold Aregger, dem früheren Pfarrer in der Kirche zu Dotzigen. Er konnte damals in das 1542/43 neu erstellte Pfarrhaus einziehen. In der Amtsrechnung Frienisberg ist dieser Pfarrhausbau in Diessbach erwähnt. 1579 fiel das Haus einem Brand zufolge Blitzschlag zum Opfer und sofort, also 1580, erfolgte der Wiederaufbau und 1640/41 ist eine Renovation vermerkt.

Im Jahre 1710 schliesslich wurde das heute noch stehende architektonisch stilschöne Pfarrhaus mit echt bernischen Ausmassen und Behäbigkeit gebaut. Im gleichen Jahr nahm der neu für Diessbach von der bernischen Obrigkeit bestimmte Pfarrherr Emanuel von Diessbach mit seiner Ehefrau, einer ebenfalls aus dem Adelsgeschlecht von Diessbach stammenden Berner-Patrizierin, hier Einzug. Seinem Vorgänger, dem Latein-Schulmeister Samuel Witschi, musste das alte Haus noch genügen. Für Pfarrer Emanuel von Diessbach genügte es nicht mehr. Sein Bruder, Georg von Diessbach, war Schultheiss in Büren an der Aare. Vater und Schwiegervater konnten damals in der Bernischen Regierung sicher ein gewichtiges Wort in die Waagschale werfen.

Der Maler und Kupferstecher Samuel Jakob Weibel aus Meikirch (1771 - 1846) hat 1823 im Auftrag der Bernischen Regierung sämtlich Kirchen, Pfarrhäuser mit ihrer Umgebung naturgetreu gemalt. Diese, sogenannten „Weibel-Stiche", sind heute begehrte Kunstobjekte.

 

Albert Jahn schreibt in seiner 1857 entstandenen „Chronik des Kantons Bern" zum Adelsgeschlecht von Diessbach folgende Sätze: „Diessbach bei Büren hat einem adeligen Geschlechte den Namen gegeben, welches in Freiburg und Bern in hohem Ansehen blühte, beiden Freistaaten mehrere Schultheissen gegeben, die ausgedehntesten Besitzungen gehabt, in einheimischen und fremden Kriegs- und Staatsdiensten sich ausgezeichnet hat, und zum Teil in den Fürsten- und Grafenstand erhoben worden ist. In der alten Republik Bern hatte das Geschlecht von Diessbach von Alters her Anteil an dem Vorsitze der sechs alten Geschlechter."

Nach einer im Staatsarchiv Bern aufbewahrten Amtsrechnung von Büren finden wir:

,1712/13 - Dem Flachmaler, Daniel Volon von Neüwenstatt das Pfrundhaus (Pfarrhaus) zu

Diessbach anzustreichen.

Seine Arbeit wurde anlässlich der 1978 durchgeführten Renovation entdeckt. Sie ist dank Hermann von Fischer, dem damaligen Denkmalpfleger des Kantons Bern, wiedererstanden und steht dem Hause heute noch wohl an.

Der Einzug der Pfarrfamilie Emanuel von Diessbach im Jahre 1710 muss sehr ehrenvoll stattgefunden haben. Jedenfalls wurde der Kirchgemeinde Diessbach die zwei sich heute noch im Archiv befindenden mächtigen Abendmahlskannen von Herrn Pfarrer von Diessbach geschenkt.

 

Langezeit betrieben die Pfarrherren ihre Pfrund, ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb. Dazu diente ihnen die Pfrundscheune, welche 1978 renoviert und zu einem Kirchgemeindehaus umfunktioniert wurde. Pfarrer Adolf Hartmann und der Dorfschullehrer Pflugshaupt waren um

1890 die letzten Benützer der Pfrundscheune.

In der dazu gehörenden Pfrundmatte hat das Pfarrerehepaar Walter und Dora Junger-von Lerber (1929 bis 1963 im Pfarramt in Diessbach) viele Jahre lang einen ergiebigen Obstbau betrieben. Frau Pfarrer Junger hat dem Schreibenden im Jahre 1981 die in der Pfrundmatte geernteten Apfelsorten wie folgt bekannt gegeben: Baumann-Renette (rötlich/bräunlich), Breitacker (schmale, gelbe und herrlich!), Süssgrauech, Lebel, Winterzitronen, Osna-brückner, Lederäpfel und Bohnenäpfel. Im Herbst wurde jeweils eine grosse Menge Süssmost produziert und eingekocht, wovon die Dorfjugend vor allem in der Adventszeit, beim sogenannten Krippenspiel, ausgiebig profitieren konnte.

Aus einer Amtsrechnung von 1571/72 wissen wir, dass als Vorgänger der Pfrundscheune ein Speicher angekauft wurde, welcher später zu einer Scheune aus- und umgebaut wurde.

Während des Ersten Weltkrieges, als Pfarrer Gottfried Ludwig in Diessbach amtete, diente die Tenne der Pfrundscheune als Pferdestallung, was nicht unbedingt im Sinne des Pfarrherrn war.

Vor allem habe sich seine hübsche Köchin zu oft beim Militärpersonal aufgehalten. Es wurde nun dem Pfarrer geraten, Hühner anzuschaffen. Wegen den Hühnerläusen würden dann in den fraglichen Räumlichkeiten keine Militärpferde mehr einquartiert. Pfarrer Ludwig befolgte den Rat und schaffte sich Hühner an. Eines Morgens war das Federvieh mit Ausnahme eines Hahns verschwunden. Folgende Notiz blieb zurück: „Bist du Gottesdiener, brauchst du keine Hühner. Den Hahn wegen zu wenig Brustumfang um ein Jahr zurückgestellt". Eine Begebenheit, welche Fritz Kessler, gewesener Baumwärter, mehrmals erzählt hat.

Die Pfrundscheune diente zur Einlagerung des Heu- Getreide- und Weinzehnten bis zum von Bundesrat Jakob Stämpfli aus Janzenhaus erwirkten Loskauf um 1850.

Bei den erwähnten Gebäuden handelt es sich um sehr wertvolles historisches Erbgut, welches heute auch unter Bundesdenkmalschutz steht. Wir sind die Empfänger von dem, was frühere Generationen erarbeitet haben. Es ist unserer und der kommenden Generation die Pflicht, dazu gebührend Sorge zu tragen.

 

Quellen: - C.F. Ludwig Lohner, 1864, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidg. Freistaate Bern

Albert Jahn, 1857, Chronik des Kantons Bern, alten Teils

- Martin Moser, 1949, Hornerblätter Büren, in Kirchliches aus Diessbach Peter Schneider, 1980, Kirchen im Seeland, in Kirche von Diessbach b.B.

Peter Schneider, 1981, Kirchliches Gemeindeblatt Diessbach, in Gedanken zum Totensonntag und a.a.O. 1979, in Kirchengeschichte von Diessbach bei Büren Staatsarchiv Bern und Archiv der Kirchgemeinde Diessbach

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